Das Kreuz von Saarburg

Das im Titel genannte Kreuz von Saarburg erzählt eigentlich die Geschichte der Schlacht von Saarburg. Denn bei dem Kreuz handelte es sich ursprünglich nur um ein gewöhnliches Flurkreuz in der französischen Gemeinde Buhl-Lorraine. Und wäre nicht der erste Weltkrieg
dazwischengekommen, hätte sich sicherlich an der wenig aufregenden Bedeutung dieses Denkmals bis heute nichts geändert. Doch es kam anders und das Kreuz von Saarburg wurde zum beliebten Postkartenmotiv, das während Kaiserzeit und Weimarer Republik sehr bekannt war.
Laut Sockelinschrift stiftete das Ehepaar Schiwi aus Buhl 1875 das Denkmal und schuf damit eine Wegmarke an der Straße von Bühl (heute Buhl) nach Saarburg (heute Sarrebourg). Sockel und Christusfigur wurden aus Stein, das eigentliche Kreuz aus Holz erbaut.
1914 kam es im August genau am Standort des Kreuzes zur Schlacht bei Saarburg, die als Teil der Schlacht in Lothringen in die Annalen eingehen sollte: Französischen Truppen war es gelungen, an diesem Frontabschnitt auf das Territorium des Deutschen Reiches vorzudringen, sodass deutsche Verbände zu einem Gegenstoß ausgesandt wurden. Die sich im Verlauf entwickelnden Kämpfe waren sehr verlustreich und wurden mit aller Härte geführt. Artillerie spielte wie in den meisten Schlachten des ersten Weltkriegs eine wichtige Rolle und so kam es, dass am 20. August eine Granate unmittelbar in der Nähe des Denkmals einschlug und das hölzerne Kreuz aus massiven Balken völlig wegriss.
Auf wundersame Weise blieb die steinerne Christusfigur jedoch unversehrt und aufrecht auf ihrem Sockel stehen. Die rückseitige Metallverstrebung, die der Figur eine leichte Unterstützung gab, wird bei der Erzählung gern vergessen, kann aber sicherlich nicht allein die ausbleibende Beschädigung erklären.
Viele Soldaten, die diese wundersame Begebenheit persönlich miterlebt hatten, erzählten in der Heimat davon, sodass das „Kreuz von Saarburg schnell zum Mahnmal wurde.
In der Folge wurden Lieder und Balladen gedichtet, sogar ein Theaterstück entstand. Und da in der Schlacht bei Saarburg hauptsächlich bayrische Truppen auf deutscher Seite kämpften, gelangte das Denkmal auch insbesondere auf Fahnen bayrischer Kriegervereine. Die weiteste Verbreitung fand es jedoch durch den Abdruck auf Postkarten, die schließlich quer durch alle Landesteile verschickt wurden und womöglich, wie die hier vorgestellte Motivkarte, in Sammelalben landeten.
(Danke an Jan Thomas für diesen Beitrag)
Nordischer Glanz in Niedersachsen

„Etwas, von dem man vielleicht noch nie gehört hat, das man aber unbedingt einmal
gesehen haben sollte…“ Diese Aussage transportiert die abgebildete Agfa- Fotopostkarte, die
zwecks Werbung zur Tourismusförderung in den 70er Jahren im Harz entstanden ist und
vertrieben wurde.
Sie zeigt die für das mitteleuropäische Auge ungewöhnliche und durch ihre Andersartigkeit
seltsam faszinierende Gustav- Adolf- Kirche der Gemeinde des Goslarer Stadtteils
Hahnenklee- Bockswiese im Oberharz.
Die Geschichte des im Stile der altskandinavischen „Stabkirchen“ erbauten Gotteshauses
begann kurz nach 1900, als die verfügbaren Sitzplätze des alten Betsaals durch den
anwachsenden Fremdenverkehr und die zahlreichen Kurgäste dem gestiegenen
Sitzplatzbedarf nicht mehr gerecht werden konnten.
So beauftragte man Konsistorialarchitekt Karl Mohrmann /Hannover mit dem Entwurf und
Bau einer neuen Kirche, die ausreichend Platz bot und sich angemessen in die Harzer
Landschaft einfügte. Daraufhin legte dieser seinen Vorschlag einer freien Nachbildung der
Stabkirche von Borgund/ Laerdal in Norwegen vor, die er auf einer Studienreise
kennengelernt und gezeichnet hatte. Mohrmanns Begründung für den Entwurf: „Stabkirchen
standen zu Zeiten der Christianisierung im gesamten norddeutschen Raum und deshalb ist
dieser Baustil auch hier heimisch gewesen.“
Gesagt, getan- 1907 begannen die Arbeiten durch Hahnenkleer Handwerker am 350
Sitzplätze umfassenden Projekt, das wie die rund 1000 Jahre alten Originale aus
Skandinavien, lediglich aus Holz erbaut werden und in seiner Grundkonstruktion nur durch
Nut und Spund gehalten werden sollte. Bereits am 28. Juni 1908 wurde die „Gustav- Adolf-
Kirche“ schließlich geweiht und der Öffentlichkeit für Gebet und Betrachtung zugänglich
gemacht… und die Betrachtung lohnt sich für den Kulturinteressierten noch heute, da diese
oberharzer Adaption der ursprünglich wikingischen „Stilverwendung“ neben wenigen
Ausnahmen europaweit einzigartig ist und durch ihre zahlreichen Parallelen zum Schiffsbau
sowie der konsequenten Verwendung heidnischer Symbole eine horizonterweiternde
Alternative zum üblichen sakralarchitekturstilistischen Einheitsbrei darstellt!
Mit anderen Worten: Die Aussage der Postkarte verspricht nicht zu viel und hat in
Verbindung mit dem Bild evtl. bei dem ein oder anderen ihren Zweck erfüllt… einen Anreiz
bieten, sich die schwarz- weiße Abbildung einmal in Farbe und Originalgröße anzusehen.
(Danke an Jan Thomas für diesen Beitrag)