Numismatik


Der Eichbaum, eine besondere Münze der Weimarer Republik

Nach dem Ersten Weltkrieg und nach dem Ende der Hyperinflation musste im Deutschen Reich am 1. November 1923 eine neuen Währung eingeführt werden. Die Währung des Kaiserreiches war zusammengebrochen und für den deutsche Zahlungsverkehr unbrauchbar geworden. Auch für die monetären internationalen Wirtschaftsbeziehungen war die Erneuerung des Geldes dringend notwendig.

Die Deckung der neuen deutschen Währung beruhte nicht mehr auf einem Goldstandard, sondern auf der Gesamtheit der Immobilien und Flächen in Deutschland. Sie nannte sich „Rentenmark“. Später kam noch eine weitere Währung, „die Reichsmark“ hinzu, die eine andere Deckung aufwies.

Die neuen Währungen entwickelten sich in Gegensatz zu den politischen Verhältnissen zufriedenstellend. Die Bevölkerung des Reiches akzeptierte die neuen Währungen und war froh wieder „gutes Geld“ in den Händen zu haben. Man sprach vom „Wunder der Rentenmark“, weil sich die deutsche Wirtschaft aufgrund des neuen Geldes bis zur Weltwirtschaftskrise 1929 erholte.

Allerdings trauerte man oft dem Geld der “Guten alten Zeit“ aus Münzen in Gold, Silber, Nickel und Kupfer und den repräsentativen Banknoten nach. 

Das Geld der Republik hatte den monarchischen Charakter in seiner Gestaltung verloren. Die Banknoten aus Papier wiesen Motive aus der Landwirtschaft auf; ebenso die Kleinmünzen. 

Das Silbergeld, bestehend je zur Hälfte aus Silber und aus Kupfer, war auf den Ein- und Zweimarkstücken sachlich gestaltet. 

Die Sondermünzen von Drei- und Fünfmarkstücken nahmen Themen und Motive aus der deutschen Geschichte, der Kunst, der Dichtung, der Politik und der Kultur auf. Damit wurde das geistige Wesen der ersten deutschen Republik gut dargestellt. In dieser Hinsicht war sie Vorbild als Weimarer Republik.

Die späteren Gestaltungen der Sondermünzen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik nahmen Bezug auf ihre Münzprägekunst.

Eine Besonderheit wies ein silbernes „Fünf-Reichsmark-Stück“ auf. Es hatte als Kursmünze eine besondere mystische, künstlerische und politische Bedeutung erlangt. Verschiedene Interpretationen kursierten in der vielschichtigen Gesellschaft.

Alle damaligen sechs deutschen Münzstätten prägten diese Münze von 1927 bis 1933: insgesamt wurden es 40 Millionen.

Zunächst war das Geldstück als Hauptzahlungsmittel verwendet worden. Die Rückseite war mit einem wohlgeformten Eichbaum versehen. Der Eichbaum war seit Jahrhunderten Sinnbild deutscher Schönheit, Kraft und Beständigkeit.

Gerade im deutschen Historismus des 19. Jahrhunderts in Dichtung und Kunst und Architektur wurde dies geradezu mystisch verbrämt. Bis heute zieren Eichblätter unser Münzen, wenn auch jetzt nur noch auf 1, 2, und 5 Cent-Stücken.

Dass gerade in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg eine beschädigte Eiche mit dürren Ästen und Zweigen auf einer wichtigen deutschen Münze erscheint, fanden viele Politiker geschmacklos. Der Vorwurf von ihnen war, dass der Gestalter der Münze damit die deutschen Gebietsabtretungen und den Verlust der deutschen Kolonien meinte und diese akzeptierte.

Eine andere vielleicht spöttische Bezeichnung für die Eichbaum-Münze war „Heiermann“. Die Herkunft dieses Namens ist unsicher, aber alle Fünf-Mark-Stücke wurden scherzhaft so genannt, insbesondere in Norddeutschland und von Studenten sowie Arbeitern.

Der letzte “Heiermann“ wurde in der Hamburger Münze unter dem Münzzeichen J 1933 mit geringer Auflage im Jahr der Machtergreifung der Nationalsozialisten geprägt. Kurz darauf wurden fast alle Münzen der Weimarer Republik eingezogen, eingeschmolzen und durch Münzen mit NS-Symbolen ersetzt.
(Danke an Egon Sprecher für diesen Beitrag)